Soweit so gut. Weiter mit Teil zwei:
Ich habe geschrieben, dass wir (und ich auch)eigentlich in dem gesellschaftlich und kulturell geprägten Rahmen Objekte betrachten können. Deshalb gehe ich von der Ebene des "Überblickens" hin zur spezifischen und wohl auch subjektiven Betrachtung.
Es macht wohl Sinn diese Betrachtung in erster Linie auf das Erzgebirgische Schnitzen im Sinne der Volkskunst zu beziehen.
Ich denke mal, dass bis zur Wiedervereinigung die erzgebirgischen Schnitzkunst einen hohen Popularität in der Bevölkerung im Erzgebirge und darüber hinaus hatte. Sicherlich gab immer mal Hochzeiten der Volkskunst, aber im Vergleich zu heute waren die Nachwuchsschwierigkeiten sicherlich weniger gravierend.
Das aus deiner Problembeschreibung hervorstechende Thema beschreibt ja das absolute Desinteresse oder sogar die Ablehnung jeglicher, in unserem Fall, geschnitzte oder volkstümlicher Objekte. Es gibt natürlich auch wieder Sammler oder Antikjäger, aber ein Großteil der erzgebirgischen Bevölkerung, insbesondere eine junge bis mittelalte Bevölkerungsschicht scheint nicht wirklich Interesse am Schnitzen bzw. am Geschnitzen zu haben. Und die Gründe dafür können zahlreich sein.
Ich hatte schon mal in einem anderen Thread was dazu geschrieben:
schnitzer-gilde-erzgebirge.de/index.php/...radition-mit-zukunft
Es ist ein schweres Thema, gerade da wir sehr davon betroffen sind. Hier mal ein Beispiel, was wohl zu heutigen Leitkultur zählt: Als Ersatz für fröhliches Beisammensein und nebenbei laufendem Kunsthandwerk - allgemein als Hutzen bekannt
- werden dann bei uns im Gebirg große Saufveranstaltungen organisiert und mit der billigen Kopie eines bayerischen Volksfestes gedeckelt, um nicht allzu Oberflächlich zu erscheinen und dann wird das Ganze auch noch als gut empfunden. Ich geh da jetzt mal nicht näher darauf ein, aber anscheinend kann man die Menschen nur noch damit aus ihrer Passivität ziehen, indem man Events und Konsum anbietet!?
Um nicht ganz so negativ zu enden: Ich kenne viele junge Leute die sich fürs Schnitzen im allgemeinen Interessieren, auch außerhalb der Gilde und außerhalb des Erzgebirges. Wenn ich woanders in Deutschland von meiner Schnitzerei erzählt habe, waren die Leute begeistert. Am liebsten hätten sie es gleich mal selbst ausprobiert. Einem guten Freund aus Görlitz habe ich bereits Holz, ein Messer,ein paar Eisen und gute Ratschläge gegeben. Und wisst ihr was der macht: er fährt naus in die Natur und schnitzt aus einem Stück Lindenholz nen Arm mit Hand. Und gar nicht so schlecht. Im Prinzip gelebte erzgebirgische Tradition aber ganz wo anders.