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THEMA: Handwerk - Richard Sennett

Handwerk - Richard Sennett 8 Jahre 8 Monate her #492

  • Efanza
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  • Stefan
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weil ich es grad wieder in der Hand hatte und schon länger posten wollte...
... ist ein absolut theoretisches Buch. Allerdings mit super Thesen...


Meine Gedanken:
Wer sich von ca. 400 durchaus gut verfassten Seiten nicht abschrecken lässt, kann zu Erkenntnissen gelangen, die zum Beispiel in der Argumentation des eigenen Schaffens als Künstler UND als Handwerker, welche wir Schnitzer nun mal sind, durchaus hilfreich sein kann. Ich will jetzt allerdings keine komplette Rezension schreiben, sondern ein paar Zitate zum besten bringen, die ich in gewisser Weise auch bei Schnitzern entdeckt hab.

Der Wille etwas "Gutes" hervorzubringen:
«Der Schreiner, die Laborantin, der Dirigent – sie alle sind ‹Handwerker›, weil sie ihrer Arbeit mit Hingabe nachgehen und sie um ihrer selbst willen gut machen wollen. Sie üben eine praktische Tätigkeit aus, doch ihre Arbeit ist nicht nur Mittel zu einem anderen Zweck. Der Schreiner könnte durchaus mehr Möbel verkaufen, wenn er schneller arbeitete. Die Laborantin könnte das Problem auch an ihre Vorgesetzten weitergeben. Der Gastdirigent hätte größere Aussichten auf eine neuerliche Einladung, wenn er die Uhr im Auge behielte. Es ist sicher möglich, ohne Hingabe durchs Leben zu kommen. Der Handwerker steht für die besondere menschliche Möglichkeit engagierten Tuns.» (S. 32)

Die Bewertung eines Kunstwerkes durch die Betrachter heraus, führt oftmals zu der Frage, ob dieses Objekt nun etwa Kunst ist oder Müll oder was? Sennett beschreibt es beim handwerklich erstellten Objekt so, dass innerhalb einer Handwerksgemeinschaft eine Bewertung gefunden wird, die kurz gesagt entscheidet, was gut und was schlecht ist. Bei der Bewertung kann z.B. entschieden werden, das ein Prozess NUR auf diesen einen Weg durchgeführt werden darf. Bei einer Anfechtung eines solchen Objektes steht also die Gemeinschaft dahinter.
Bei der Kunst steht allein der Künstler im Prozess, d.h. er ist Autonom in der Bewertung dessen, was er herstellt und ob er es als gut empfindet.

«Was Kunst denn nun sein mag, ist eine ernste und immer wieder gestellte Frage, aber vielleicht steckt hinter diesem speziellen Definitionsproblem doch etwas anderes: Wir versuchen herauszufinden, was Autonomie bedeutet – Autonomie als innerer Antrieb, der uns drängt, selbst Ausdruck in der Arbeit zu suchen.» (S. 92)


Das Buch im Zusammenhang mit dem Schnitzen zu sehen, kann vielleicht ein paar neue Betrachtungsweisen ermöglichen, wenn wir das erzgebirgische Schnitzen als Handwerk, Volkskunst & Kunst von Individuen und Gruppen verstehen.


Bis bald
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“

Thomas Morus (1478 - 1535), englischer Staatsmann und humanistischer Autor
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